Das Lügenhaus von Anne B. Ragde

Das Lügen­haus, das die alte Bäuerin Anna Neshov mit viel Ein­fall­sre­ich­tum um ihre Fam­i­lie errichtet hat, bekommt erste Risse, als sich ihre drei seit Jahren tief zer­strit­te­nen Söhne zwangsläu­fig an ihrem Ster­be­bett begeg­nen. 
Tor, der älteste der drei Brüder lebt als Schweinezüchter mit den Eltern auf einem arm­seli­gen, völ­lig herun­tergekomme­nen Hof in der Nähe von Trond­heim. Als seine Mut­ter einen Schla­gan­fall erlei­det, ist er zunächst völ­lig hil­f­los, weil er zum ersten Mal in seinem Leben selb­st eine Entschei­dung tre­f­fen muss. Er braucht ger­aume Zeit, bis er seine Mut­ter schließlich ins Kranken­haus bringt und seine une­he­liche Tochter Torunn sowie seinen jün­geren Brud­er Margi­do ver­ständigt. Dieser führt ganz in der Nähe mit viel Erfolg und Hingabe ein Bestat­tung­sun­ternehmen, hat aber seit mehreren Jahren kein­er­lei Kon­takt mehr zum elter­lichen Hof und dessen Bewohn­ern. Margi­do beste­ht darauf, das Kranken­haus erst zu betreten, nach­dem der Vater, der eigentlichen allen nur im Wege und am All­t­agsleben völ­lig unbeteiligt ist, die Stadt wieder ver­lassen hat.
Schw­eren Herzens benachrichtigt Margi­do dann noch Erlend, den Nachkömm­ling der Fam­i­lie und beg­ibt sich wider­willig zu sein­er inzwis­chen fast leblosen Mut­ter. Er ist völ­lig über­rascht, als er mit sein­er Nichte Torunn zusam­men­trifft, von deren Exis­tenz er auch nach 37 Jahren nicht die leis­es­te Ahnung hat­te. Tor hat­te seine Tochter nur ein einziges Mal heim­lich getrof­fen, sich die Ali­mente vom Munde abges­part und auf Geheiß der Mut­ter niemals über diesen Fehltritt gesprochen.
Erlend, ein homo­sex­ueller Schaufen­s­ter­deko­ra­teur kommt pflichtschuldig aus Kopen­hagen angereist. Er ist aufrichtig erfreut in sein­er Nichte eine im Fam­i­lien­stre­it neu­trale Per­son zu tre­f­fen, mit der er unbe­fan­gen reden kann. Nach ein paar Tagen lässt er sich von Torunn sog­ar überre­den, mit ihr und Tor auf den Hof zu fahren. Gemein­sam schaf­fen sie Ord­nung im Haushalt und räu­men auch die vie­len Lügen, Missver­ständ­nisse und Vorurteile, die die alte Bäuerin wie Keile zwis­chen alle Ange­höri­gen getrieben hat­te, nach und nach aus dem Weg.
Mit sehr detail­ge­nauen, gelun­genen Beschrei­bun­gen ver­schafft Anne B. Ragde ihren Lesern müh­e­los Zugang zu den so unter­schiedlichen Lebenswel­ten der drei Brüder. Sie schreibt so mitreißend, dass man die han­del­nden Per­so­n­en ab und zu am Kra­gen pack­en, durch­schüt­teln und zur Ver­nun­ft mah­nen möchte. Es ist schw­er, dieses Buch wieder aus der Hand zu leg­en, aber es tut gut, aus dieser Geschichte wieder aufzu­tauchen.

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