Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater, der eigentlich Country-Star war von Pauls Toutonghi

Yuri Balodis ist 15 Jahre alt und ein insofern typ­is­ch­er Teenag­er, als er viele Pick­el und wenig Erfahrung hat. Außer­halb seines über­be­hüteten Eltern­haus­es darf er sich eigentlich nur auf dem Schul­weg bewe­gen und ist entsprechend kon­tak­tarm und unsich­er. Fre­unde wagt er nicht mit nach Hause zu brin­gen, weil ihm das antiquierte Englisch sein­er aus Let­t­land einge­wan­derten Eltern, die Trinkerei seines Vaters und die eige­nar­ti­gen Speisen, die seine Mut­ter gern auf den Tisch bringt, mehr als unan­genehm sind. Sein Vater erzählt ihm immer wieder die end­losen Geschicht­en aus sein­er let­tis­chen Ver­gan­gen­heit, gibt ihm aber keine Möglichkeit, auch nur die kle­in­ste Brücke dahin zu schla­gen. Yuri soll  die let­tis­che Sprache wed­er ver­ste­hen noch gar ler­nen und kann erst recht keinen Kon­takt zu den dort zurück­ge­bliebe­nen Ver­wandten auf­bauen. Er ist im Gegen­teil dazu auserse­hen, den Traum sein­er Eltern von Frei­heit und Erfolg in Ameri­ka eines Tages zu leben.

So pein­lich ihm die Eltern auch zeitweise sind, liebt er sie doch innig, was er  sich aber nur schw­er eingeste­hen kann. Er mag sein stilles Zuhause, in dessen Gebor­gen­heit er sich immer wieder vor der feindlichen großen Welt zurückziehen und hin­ter seinen Büch­ern ver­steck­en kann.

Diese große Welt zeigt sich ihm zuerst von ihrer ver­führerischen Seite, in Per­son von Han­nah Gra­ham, Tochter eines extrem sozial­is­tis­chen Pro­fes­sors, in die er sich sofort ver­liebt.

Um Han­nah zu beein­druck­en, begleit­et er sie auf ihren Streifzü­gen im Dienst der sozial­is­tis­chen Sache und ver­sucht, sich ihre Überzeu­gung anzueignen. Dadurch provoziert er natür­lich einen Kon­flikt mit seinen dem Kom­mu­nis­mus glück­lich ent­flo­henen Eltern und lernt so die kom­plizierte Seite der Welt ken­nen. Die gefährliche begeg­net ihm, als er ziem­lich angetrunk­en ver­sucht seinem Mäd­chen zu zeigen, was er für ein toller Kerl ist, was beina­he richtig schief geht…

Nicht genug damit, dass Yuri an den Fol­gen dieses Aben­teuers noch ein ganzes Weilchen zu knab­bern hat, bricht auch noch seine let­tis­che Ver­wandtschaft über die Fam­i­lie here­in und bringt ein her­rlich­es Chaos über sie. Dabei wer­den zwar reich­lich Klis­chees bedi­ent, aber es liest sich fan­tastisch.

Aus diesem ganzen Schla­mas­sel gibt es für Yuri nur einen Ausweg, und der führt unweiger­lich über seinen Vater. Allmäh­lich lernt der Junge, ihn zu ver­ste­hen und begin­nt zu schätzen, was für eine tolle Fig­ur dieser schräge Typ eigentlich ist. Ein Vater, der seine tragis­che Exis­tenz nur mit reich­lich Alko­hol meis­tern kann. „Unter Druck hätte er vielle­icht eingeräumt, Bour­bon sei kein Vit­a­min im engeren Sinn, habe aber dur­chaus medi­zinis­che Eigen­schaften.“ Ein­er, der aber dabei niemals seinen Humor, seinen Opti­mis­mus, seinen Traum ver­liert und ein Vater, auf den Yuri sich wirk­lich ver­lassen kann…

Erfrischend-witzig und zugle­ich warmherzig und schön erzählt. Vergnüglich zu lesen, trotz viel­er Klis­chees durch die latente Trau­rigkeit der Fig­uren niemals flach. Ein gle­ichzeit­ig komis­ches und berühren­des Buch.

Schade nur, dass der Ver­lag es hin­ter diesem ver­wirren­den Titel und in einem so abschreck­enden Umschlag ver­steckt hat…!

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