Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson

An seinem 100. Geburt­stag steigt Allen Emmanuel Karls­son aus dem Fen­ster des Altenheimes und macht sich auf den Weg zur näch­sten Bus-Sta­tion. Dort trifft er — während er auf den näch­sten Bus wartet — auf einen jun­gen Mann, der ihn bit­tet, seinen Kof­fer im Auge zu behal­ten, solange er auf die Toi­lette geht. Allan macht das gerne, sieht sich aber kurz darauf vor das Prob­lem gestellt, dass der Bus ein­trifft und der junge Mann immer noch nicht zurück ist. Also nimmt Allan kurz­er­hand den Kof­fer mit. An irgen­dein­er Sta­tion im Nir­gend­wo steigt er aus und find­et nach einiger Zeit einen schein­bar ver­lasse­nen Bahn­hof. Allerd­ings stellt sich kurz darauf her­aus, dass dieser doch bewohnt ist, und zwar von einem im Gegen­satz zu Allan noch jun­gen Gele­gen­heits­dieb, dem 70jährigen Julius. Nach­dem Allan freimütig seine Geschichte erzählt hat, fre­un­den sich die bei­den bei einem Essen und etwas Schnaps an. Bald schon stellen sie fest, dass der junge Mann seinen Kof­fer aber mit­nicht­en aufgibt, und nach­dem dieser etwas unfre­undlich wird, über­wälti­gen die bei­den Alten ihn und sper­ren ihn in die ehe­ma­lige Küh­lka­m­mer der Gast­wirtschaft ein. Da er soviel Lärm macht, stellen Allan und Julius irgend­wann die Küh­lung an. Am näch­sten Mor­gen merken die bei­den ernüchtert, dass sie vergessen haben, die Küh­lung wieder auszustellen, was dem jun­gen Mann lei­der gar nicht gut bekom­men ist. Da sich in dem Kof­fer 50 Mil­lio­nen Kro­nen Diebesgut befind­en, ahnen sowohl Allan und Julius als auch wir Leser aber schon, dass der junge Mann erstens kein net­ter junger Mann war und dass zweit­ens in Kürze jemand anderes nach dem Kof­fer suchen wird. Die Her­ren machen sich also mit Hil­fe ein­er alten Drai­sine auf, ihren möglichen Ver­fol-gern zu entkom­men. Auf ihrer Flucht erleben die bei­den so manch­es Aben­teuer, und vor allem find­en sie neue Fre­unde.
In eingeschobe­nen Kapiteln wird außer­dem immer wieder die Ver­gan­gen­heit Allan E. Karlssons geschildert, was qua­si einem Ritt durch die Geschichte des ver­gan­genen Jahrhun­derts gle­icht. Mit Erstaunen erfahren wir beispiel­sweise, dass Allan nicht nur Sprengstoff-Experte war, son­dern qua­si die Atom­bombe erfun­den hat, was ihm die lebenslange Fre­und­schaft Präsi­dent Tru­mans ein­brachte. Auch Stal­in hat Allan ken­nen­gel­ernt (den fand er aber nicht so nett), eben­so wie Mao und dessen Frau. Einen Aufen­thalt im rus­sis­chen Gulag hat er in weniger angenehmer Erin­nerung auf­grund des akuten Schnaps­man­gels, wohinge­gen die Himalaya-Über­querung zwar anstren­gend war, aber immer­hin hat er da gel­ernt, wie man Schnaps aus Ziegen­milch her­stellen kann…
In meinen Augen gle­icht dieser Roman ein­er Mis­chung aus dem Humor des finnis­chen Autoren Paasilin­na und aus dem Film For­rest Gump. Er ist span­nend und unge­mein witzig, mit trock­en­em Humor erzählt. Für mich ist dies DAS Buch des Jahres — wun­der­bar geschrieben, inter­es­sant, lustig und mit so viel Warmherzigkeit gewürzt, dass man am lieb­sten Allan und seine Fre­unde gle­ich ken­nen­ler­nen würde. Mehr Fan­tasie und Sprach­witz sind kaum möglich.

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