Vom Schlafen und Verschwinden von Katharina Hagena

Der Titel ist in diesem Falle wirk­lich exakt das The­ma des Buch­es: Es geht in der Haupt­sache um die Som­nolo­gin (Schlaf­forscherin) Ellen, die wegen ver­schieden­ster Ereignisse in ihrer jüng­sten Ver­gan­gen­heit nicht mehr schlafen kann. So durchwacht sie also eine weit­ere Nacht und erin­nert sich immer wieder an ver­schiedene Begeben­heit­en — und irgend­wie haben viele davon let­zten Endes mit Schlafen und Ver­schwinden zu tun. Beispiel­sweise ist da das Ver­schwinden ihres Fre­un­des vor 18 Jahren, als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei, oder auch das monate­lange Koma, in dem ihre Mut­ter nach schw­er­er Krankheit lag. Die Erin­nerun­gen kom­men nicht immer ger­adlin­ig, son­dern sprin­gen mal von einem zum näch­sten The­ma — wie es eben in Wirk­lichkeit auch ist, und doch ergibt sich am Ende eine kom­plette Geschichte. Durch­brochen sind die Erin­nerun­gen Elens von kurzen Auszü­gen aus dem Tage­buch ein­er gewis­sen Martre, deren Rolle wir Leser aber erst gegen Mitte des Romans erken­nen. Für uns Leser kristallisiert sich so am Ende eine Geschichte her­aus, die noch viel tragis­ch­er ist als die Ich-Erzäh­lerin Ellen sel­ber ahnt.
Obwohl sich dieser Roman sehr von Katha­ri­na Hage­nas Best­seller “Der Geschmack von Apfelk­er­nen” unter­schei­det, hat er mir sehr gefall­en. Der Stil ist lit­er­arisch­er und die ganze Geschichte eher tragisch. Doch “Vom Schlafen und Ver­schwinden” ist ein Buch, dessen zu Beginn angedeutete Geheimnisse sich erst am Ende entschlüs­seln und das einen das einen noch länger beschäftigt.

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