Gleis 4 von Franz Hohler

Nach ein­er Oper­a­tion will Isabelle, die Abteilungslei­t­erin eines Altenheims, zu ihrer Fre­undin nach Ital­ien in den Urlaub fliegen. Auf dem Bahn­hof ste­ht sie unentschlossen mit ihrem schw­eren Kof­fer vor der Treppe zu den Gleisen — schließlich soll sie nicht schw­er heben — als ein fre­undlich­er älter­er Herr ihr seine Hil­fe anbi­etet. Sie nimmt an und wün­scht sich schon wenige Minuten später, dass sie dies nie getan hätte. Denn kaum dass der Mann oben angekom­men ist, bricht er zusam­men und stirbt direkt vor ihren Augen, obwohl Isabelle noch ver­sucht, Erste Hil­fe zu leis­ten. Natür­lich muss Isabelle nun auf die Polizei warten und Vernehmungen mit­machen, so dass sie ihr Flugzeug ver­passt. Kaum zurück­gekehrt in ihrer Woh­nung, bemerkt sie, dass sie aus Verse­hen eine Mappe des Toten mitgenom­men hat. Als darin nun ein Handy klin­gelt, geht sie nach kurzem Zögern dran und sieht sich wüsten Beschimp­fun­gen aus­ge­set­zt, dass Mar­cel ja nicht zur Beerdi­gung kom­men solle. Doch auch die Polizei hat­te inzwis­chen im Hotelz­im­mer ein Handy sichergestellt und die Iden­tität des Toten als Mar­tin Blanc­pain, kanadis­ch­er Staats­bürg­er, fest­gestellt. Isabelles Neugi­er ist geweckt, sie fühlt sich dem Mann irgend­wie ver­bun­den und vielle­icht auch ein biss­chen schuldig. Daher begin­nt sie, Nach­forschun­gen zur Iden­tität des Toten anzustellen. Als nach einiger Zeit die Witwe von Mar­tin Blanc­pain aus Kana­da anreist, nimmt Isabelle sie bei sich auf, und gemein­sam mit Isabelles Tochter Sarah ver­suchen die bei­den Frauen, das Geheim­nis von Mar­tin alias Mar­cel zu lüften. Dabei stoßen sie auf unge­heuer­liche Dinge, die in der Schweiz noch vor weni­gen Jahren gängige Prax­is waren und vie­len Kindern und ihren Müt­tern die Chance auf ein glück­lich­es Leben genom­men haben.
Franz Hohlers Roman mutet inhaltlich fast wie ein Kri­mi an, ist als rein­er Krim­i­nal­ro­man aber nicht span­nend genug geschrieben. Ich meine aber, dass es dem Autoren auch vielmehr um das erschüt­ternde Schick­sal der Verdingekinder geht und um die Tat­sache, wie bes­timmte Entschei­dun­gen unser Leben bee­in­flussen kön­nen. Ein sehr lesenswert­er Roman!

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