Diese Dinge geschehen nicht einfach so von Taiye Selasi

Dieser faszinierende Roman begin­nt mit dem Ster­ben Kweku Sais, eines her­vor­ra­gen­den Arztes, in seinem selb­st ent­wor­fe­nen Haus in Ghana. Eines Mor­gens erliegt er etwas über­rascht und ganz friedlich in seinem Garten einem Herz­in­farkt, während seine junge Frau Ama nebe­nan tief und fest schläft. Kwekus Gedanken wan­dern in seinen let­zten Lebens­minuten zurück. „Tautropfen auf Grashal­men, wie Dia­man­ten, großzügig ver­streut aus der Tasche eines Ele­men­targeistes, der zufäl­lig vor­beikam“ (S.16), erin­nern ihn an seine erste, ewig geliebte Frau Fola. Nach einem gren­zen­los ungerecht­en, beru­flichen Desaster hat er sie einst voller Scham über­stürzt und ohne jede Erk­lärung ver­lassen. Dieser Aus­bruch Kwekus aus dem wohlge­ord­neten Leben in den USA führt dazu, dass die ganze Fam­i­lie tief ver­let­zt jeglichen Zusam­men­halt ver­liert. Fola und ihre vier Kinder ver­streuen sich über den hal­ben Erd­ball und ver­lieren sog­ar fast den Kon­akt. Erst die Nachricht von Kwekus Tod bringt sie alle wieder zusam­men, dies­mal in Ghana, wo sie endlich mit ihren von Fola und Kweku so nach­haltig gekappten afrikanis­chen Wurzeln not­dürftig ver­bun­den wer­den. „Ver­bun­den“ dur­chaus im heilen­den Sinne, denn sie ent­deck­en hier Gemein­samkeit­en wieder, kön­nen tief­greifende Missver­ständ­nisse aufk­lären und vergeben. Sie erken­nen, dass Dinge eben nicht ein­fach so geschehen und find­en endlich eine pos­i­tive, lebenswerte Per­spek­tive für die Zukun­ft. Taiye Selasi erzählt diese aufwüh­lende Fam­i­liengeschichte haupt­säch­lich in Rück­blenden, die sich wie Mosaik­steine zu einem Gesamt­bild verbinden. Dabei leuchtet sie die einzel­nen Charak­tere vor­sichtig bis in die ver­bor­gen­sten See­len­winkel aus und lässt sie wirk­lich greif­bar lebendig wer­den. Ihre poet­is­che Sprache mit wun­der­schö­nen, oft sehr far­ben­fro­hen Bildern und ein­er guten Por­tion Humor sorgt trotz der vie­len lei­d­vollen Erfahrun­gen, die sie in dem Roman ver­ar­beit­et, für ein großes Lesev­ergnü­gen.

Ein wirk­lich gehaltvoller, tief beein­druck­ender Fam­i­lien­ro­man, in dem Tayie Selasi die unter­schiedlichen Typen des „Afropoli­tan“ vorstellt. Diesen Begriff prägte sie, um eine Gen­er­a­tion von hochge­bilde­ten, Erfolg suchen­den Welt­bürg­ern mit afrikanis­chen Wurzeln zu beze­ich­nen, die ewig unter dem staubi­gen Steinzeitim­age des schwarzen Kon­ti­nents lei­den.

Voller Stoff zum Nach­denken und doch ganz wun­der­bar zu lesen.

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