Blaue Blumen von Carola Saavedra

Eine ver­lassene Frau schreibt sehn­suchtsvolle Briefe an ihren Lieb­sten, in denen sie immer wieder auf die Umstände ihrer Tren­nung einge­ht. Sie will diesen Mann offen­bar unbe­d­ingt zurück­gewin­nen, obwohl er nicht immer sehr fre­undlich mit ihr umge­gan­gen ist. Allerd­ings lan­den ihre Briefe gar nicht bei dem abgängi­gen Lieb­haber, son­dern bei Mar­cos, der sein­er­seits von sein­er Frau ver­lassen wurde und nun rel­a­tiv zurück­ge­zo­gen allein lebt. Mar­cos ist zunächst ver­wirrt und hat ein einiger­maßen schlecht­es Gewis­sen nach der Lek­türe. Als aber täglich neue Briefe bei ihm ankom­men, erliegt er langsam der Fasz­i­na­tion ihrer lan­gat­mi­gen, scho­nungslosen und sehr per­sön­lichen Schilderun­gen. Mar­cos fühlt sich zu dieser völ­lig frem­den Frau, die sich ihm unge­wollt so hem­mungs­los öffnet, immer stärk­er hinge­zo­gen. Er begin­nt seine Arbeit eben­so zu ver­nach­läs­si­gen wie seine ohne­hin spär­lichen, schwieri­gen Beziehun­gen zur kleinen Tochter, sein­er Exfrau und sein­er neuen Geliebten und lebt zunehmend in der Fan­tasiewelt dieser ominösen Briefe. Er ver­sucht, die Unbekan­nte an dem Post­amt abz­u­fan­gen, wo sie die Briefe bis dahin aufgegeben hat. Ein­er­seits möchte er ein­fach nur wis­sen, wie sie aussieht, ander­er­seits ihren Irrtum aufk­lären – das legt er sich zumin­d­est als Recht­fer­ti­gung zurecht. Ins­ge­heim hofft er, sie werde sich sofort in ihn ver­lieben und ihn ihre ganze Lei­den­schaft genießen lassen. Mar­cos bemüht sich auch, seinen Vormi­eter aufzus­püren, der als richtiger Adres­sat in Frage kommt, ver­liert aber durch alle diese Aktio­nen immer mehr die Boden­haf­tung, bis die ganze Geschichte schließlich in ein­er raf­finierten Über­raschung endet.

Car­o­la Saave­dra zeigt in diesem Roman, wie sehr ein Men­sch von sein­er Ein­bil­dungskraft gelenkt und genar­rt wer­den kann. Mar­cos weiß am Ende genau­so wenig wie die Leser, was eigentlich real ist. Was sich­er bleibt, ist nur, dass Liebes­beziehun­gen für Außen­ste­hende oft höchst unver­ständlich sind.
Ein sprachge­waltiger Roman, der einen ziem­lich sprach­los zurück­lässt. Für Leser, die es gerne auss­chweifend und inten­siv mögen. — Ilse Röl­cke

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