Jack nimmt aus Gefälligkeit – der Grund dafür liegt in früher Vergangenheit seiner Karriere, aber irgendwann holt ihn der Fehler von damals ein – einen Job an. Vor kurzer Zeit ging ein Überfall auf das Casino in Atlantic City trotz sorgfältiger Planung und minutiöser Ausführung schief. Einer der beiden Täter starb, und der andere entkam schwer verletzt. Da der Auftraggeber natürlich dennoch seine Beute haben möchte, schickt er nun Jack zum »Aufräumen« hinterher. Er ist sowas wie eine »Putzfrau « im kriminellen Milieu. Ihn sieht man nicht, er erledigt seinen Auftrag innerhalb von kürzester Zeit und sehr ordentlich. Nur diesmal ist etwas an-autor Harry Quebert nach einem Leichenfund in seinem Garten in Aurora in großen Schwierigkeiten steckt, bietet Marcus einen willkommenen Vorwand zur Flucht aus New York. Er fährt Hals über Kopf nach Aurora, quartiert sich in Harrys Haus ein und versucht, während dieser im Gefängnis sitzt, die Wahrheit über einen 30 Jahre zurückliegenden Mord herauszufinden, der Harry Quebert angelastet wird. Dabei stößt er auf überraschende, geheime Verbindungen zwischen den ihm vermeintlich bestens bekannten Bewohnern der kleinen Stadt und erfährt allerhand pikante Details aus ihrer Vergangenheit. Auf diese Weise entsteht allmählich eine sehr aufschlussreiche Gesellschaftsstudie. Gleichzeitig nimmt die Aufklärung des Verbrechens viele unerwartete Wendungen, und fast jeder Bewohner von Aurora ist irgendwie verdächtig. Während Marcus noch an dem Hergang dieses Mordes rätselt, riecht sein Verleger im fernen New York bereits eine ganz große Sensation und verlangt von Marcus ein Buch über diesen Fall – möglichst schnell, möglichst reißerisch und ohne Rücksicht auf lebende Personen. Dabei will Marcus doch einfach nur ganz uneigennützig seinem Freund helfen – oder etwa doch nicht?
Joël Dicker konstruiert hier eine vielschichtige Handlung, die auf zwei Zeitebenen – 1974 und 2008 — spielt und viele verschiedene Personen einbezieht, ohne dabei jemals unübersichtlich zu werden. Sein Roman ist Krimi, Gesellschaftsroman, eine Schilderung des heutigen Literaturbetriebes, Freundschaftsgeschichte und Liebesroman in einem. Er hat zwar manchmal ein paar kleine Anfänger-Schwächen, entwickelt aber so unglaublich viel Schwung, dass er seine Leser einfach darüber hinweg mitreißt. IR
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