Mit siebzehn zieht Vikram Seth, Inder, zu Großonkel und Großtante nach England, um zu studieren. Der Onkel ist ebenfalls Inder, die Tante hingegen Deutsche. Im Laufe der Zeit, die er in England verbringt, werden aus den fast unbekannten Verwandten gute und enge Freunde, und als sein Großonkel sich langsam seinem Lebensabend nähert, reift in Seth der Plan, das Leben der beiden für ihn so wichtigen Personen zu porträtieren. Seine Großtante Henny ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot.
Aus aufbewahrten Briefen und anderen Dokumenten der Tante und aus langen Gesprächen mit seinem Onkel Shanti rekonstruiert Vikram Seth die ungewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte der beiden.
Dies ist ein äußerst lesenswertes zeitgeschichtliches Dokument, in vielen Passagen kurzweilig und unterhaltsam geschrieben, durch den Abdruck persönlicher Briefe aber zugleich besonders eindrucksvoll. Das gilt natürliche insbesondere, wenn es um den 2. Weltkrieg geht, denn Henny und ihre Familie waren jüdisch. Ihr Entkommen aus Deutschland, ihre sich langsam vertiefende Freundschaft zu Shanti, den sie aus der ehemaligen Heimat bereits kannte, die Suche nach ihrer Familie und besonders auch der Briefwechsel mit den deutschen Freunden nach Ende des Krieges zeichnen Henny als eine sehr konsequente und beeindruckende Persönlichkeit. Doch auch Shanti, der sich im Krieg als Arzt der indischen (und damit englischen) Armee anschließt, einen Arm verliert und sich dennoch danach in England eine Existenz als Zahnarzt aufbaut, ist eine Art Stehaufmännchen.
Diese lesenswerte Biographie macht uns wieder bewusst, in was für guten Zeiten wir heute leben und wie viel Kraft und Mut während des Zweiten Weltkriegs und danach notwendig waren.
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