Für alle, die den ersten Roman, das „Lügenhaus“ von Anne B. Ragde gelesen haben, ist diese Fortsetzung absolut empfehlenswert. Sie ist zwar auch unabhängig vom ersten Teil lesbar, doch ich würde empfehlen, lieber in der richtigen Reihenfolge anzufangen, da die vielen skurrilen nordischen Charaktere im ersten Band sehr langsam und liebevoll eingeführt werden.
Dieser zweite Teil beginnt in etwa da, wo der erste geendet hatte, nämlich kurz nach der Weihnachtsfeier auf der ein lange gehütetes Familiengeheimnis endlich enthüllt wurde. Nun versuchen alle Familienmitglieder, mit der neuen Situation klarzukommen und dennoch wieder in ihr altes Leben zurückzufinden. Tor arbeitet wie eh und je mit den Schweinen auf dem Hof und arrangiert sich mehr schlecht als recht mit dem „Vater“. Torunn ist wieder in die Stadt zurückgekehrt und arbeitet in ihrer Tierklinik. Außerdem hat sie über Silvester bei Freunden einen jungen Mann kennengelernt, den sie sehr anziehend findet. Margidos Leben gerät über Silvester kurzzeitig aus den Fugen, als er sich zu einem Date mit einer Witwe und zu übermäßigem Alkoholgenuss hinreißen lässt, doch liegt es nicht in seiner Natur, dauerhaft die Kontrolle über sein Leben aufzugeben, und so gehört dieses Abenteuer bald schon der Geschichte an. Erlend und sein Freund haben in Kopenhagen ihr schön eingerichtetes und finanziell abgesichertes Leben wieder aufgenommen und leben glücklich in ihrer Zweierbeziehung. Alle Familienmitglieder halten nun untereinander Kontakt, und jeder sorgt sich auf seine Art um die Zukunft des Hofes, jedoch ohne dass dies wirklich schon zu Veränderungen geführt hätte, denn so etwas braucht schließlich Zeit. Doch genau daran mangelt es auf einmal, als Tor eines Tages verunglückt und ohne Hilfe nicht mehr zurechtkommt…
Wie schon im „Lügenhaus“ überrascht die Geschichte immer wieder mit neuen Wendungen, die der Leser nicht vorhersehen konnte. Besonders faszinieren mich auch immer wieder die verschiedenen Charaktere der Familienmitglieder und ihr Umgang miteinander. Es ist einfach schön zu lesen, wie liebevoll die Autorin auch den schwierigen, eigenbrötlerischen Tor schildert und plausibel erklärt, warum er so und nicht anders handelt – und das, obwohl man ihn, wenn man an Stelle der anderen Familienmitglieder wäre, sicher gerne einmal genommen und durchgeschüttelt hätte. Durch Erlends und Margidos Abenteuer kommen jedoch auch die humorvollen Szenen nicht zu kurz. Insgesamt würde ich dieses Buch, genau wie das „Lügenhaus“ als absolut lesenswert beurteilen. Ein kurzweiliges, intelligentes Lesevergnügen.
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