Das Regenorchester von Hansjörg Schertenleib

Han­sjörg Scherten­leib erzählt in seinem Roman „Das Regenorch­ester“ von einem frisch ver­lasse­nen Schrift­steller, der mit einem bern­deutsch plap­pern­den Papagei in der irischen Graf­schaft Done­gal ziem­lich hil­f­los vor den Trüm­mern seines Lebens ste­ht. In dieser Sit­u­a­tion wen­det sich die wesentlich ältere Niamh an ihn mit der Bitte oder fast schon bes­timmten Forderung, ihre Geschichte aufzuschreiben. Sie nen­nt ihn Sean, weil ihr sein Name nicht zusagt, bestellt ihn zu sich, wie es ihr ger­ade gefällt und erk­lärt ihm auch, wie er mit ihrer Geschichte umzuge­hen habe. Zuerst kommt Sean nur ein­mal in der Woche zum Zuhören in Niamhs Haus, unsich­er, warum er sich eigentlich so bes­timmt von ihr behan­deln lässt. Dann aber nimmt ihn Niamhs Geschichte so gefan­gen, dass er zunächst unbe­wusst, später sys­tem­a­tisch die Schau­plätze ihres Lebens auf­sucht. Zwis­chen ihren Erin­nerun­gen ver­sucht er seine eige­nen zu ver­ar­beit­en und sich inner­lich auch selb­st von sein­er Frau zu tren­nen.

Die Fre­und­schaft zu Niamh wird im Laufe der Zeit immer tiefer und ganz allmäh­lich gelingt es ihr, Sean wieder auf die Füße zu helfen. Bis es schließlich Sean ist, der sie tra­gen kann, als ihre Kräfte sie ver­lassen. Niamh stirbt, friedlich und gebor­gen, während sich für Sean der Weg in eine viel ver­sprechende Zukun­ft öffnet.
„Das Regenorch­ester“ ist kein span­nen­des Buch. Es ist auf eine sehr ruhige und zarte Weise erzählt, poet­isch, gewürzt mit feinem Humor, alltäglich, aber doch etwas ganz Beson­deres – so wie der Regen, der einen mit Gläsern gefüll­ten Tisch in ein ganzes Orch­ester ver­wan­delt und dem man immer­fort zuhören kann.

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