Marthe und Mathilde von Pascale Hugues

Pas­cale Hugues erzählt in diesem Buch die Geschichte ihrer bei­den Großmüt­ter, die bei­de 1902 geboren wur­den, sich im Kleinkin­dal­ter in Col­mar im Elsass ken­nen lern­ten und dort fast 100 gemein­same Jahre in uner­schüt­ter­lich­er Fre­und­schaft ver­bracht­en. In diese Zeit fie­len zwei Kriege, drei Nation­al­itätswech­sel und schließlich der Über­gang in ein vere­intes Europa.
Den größten Raum nimmt die Beschrei­bung der Wiederan­gliederung des Elsass an Frankre­ich nach dem Ersten Weltkrieg ein. Dieser erste Nation­al­itäten­wech­sel prägt Mathilde und Marthe am nach­haltig­sten und verän­dert ihre Leben­sum­stände sehr. Außer­dem zeigt sich an diesem Punkt, dass ihre Fre­und­schaft auch ern­sten Bedro­hun­gen von außen wirk­lich stand­hält.
Die Fre­undin­nen erleben diese Wen­depunk­te gemein­sam, aber aus dur­chaus unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en. Marthe stammt aus ein­er alt einge­sesse­nen  elsäss­er Fam­i­lie, während  Mathilde als Tochter eines deutschen Vaters und ein­er bel­gis­chen Mut­ter einen noch schwierigeren Stand in diesem Wech­sel zwis­chen deutsch­er und franzö­sis­ch­er Herrschaft hat. Die bei­den unter­hal­ten sich grund­sät­zlich in den drei ihnen so ver­traut­en Sprachen elsäs­sisch, franzö­sisch und deutsch, auch wenn dies in der Öffentlichkeit nicht immer möglich ist. Sie erhal­ten und pfle­gen ihre Fre­und­schaft über alle Wider­stände hin­weg, irgend­wann heirat­en ihre Kinder einan­der und gemein­same Enkel verbinden ihre Lebenswege noch enger.  Marthe und Mathilde ster­ben schließlich hoch betagt im Abstand von weni­gen Wochen. Sie gehören so selb­stver­ständlich zusam­men, dass selb­st bei der Trauer­feier ihre Namen ver­wech­selt wer­den, was aber keinen ihrer Ange­höri­gen zu stören ver­mag.
Pas­cale Hugues ver­mit­telt von einem höchst inter­es­san­ten, „gren­züber­schre­i­t­en­den“ Stand­punkt aus einen sehr per­sön­lichen Blick auf das ver­gan­gene Jahrhun­dert. Sie berichtet auch von anderen Fam­i­lien­mit­gliedern, die unter anderem in Berlin, Paris, der Provence leben oder lebten. Dadurch gelingt es ihr, die Schilderun­gen aus dem beengten Kle­in­stadt­m­i­lieu Col­mars her­auszuheben und sie in einen größeren Zusam­men­hang zu stellen. (Sog­ar Aus­flüge nach Uelzen, Lüneb­urg und ins Wend­land gehören dazu…)

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