Unser allerbestes Jahr von David Gilmour

Dieser Roman han­delt von einem außergewöhn­lichen aber wahren Erziehung­sex­per­i­ment und ein­er berühren­den Vater-Sohn-Beziehung. Als Jesse Gilmour etwa 16 Jahre alt ist, ver­weigert er jeden Ein­satz für die Schule und dro­ht unmit­tel­bar auf die schiefe Bahn zu ger­at­en. Seine Mut­ter kapit­uliert vor dieser schein­bar unlös­baren Erziehungsauf­gabe, während sein Vater mit einem aber­witzi­gen Vorschlag in die Offen­sive geht. Er erlaubt Jesse, die Schule zu ver­lassen und bei ihm zu wohnen ohne die Verpflich­tung zu ler­nen, zu arbeit­en, auf irgen­deine Weise zum Leben­sun­ter­halt beizu­tra­gen oder auch nur einem geregel­ten Tagesablauf zu fol­gen. David Gilmour stellt nur zwei kleine Bedin­gun­gen: Dro­gen sind abso­lut tabu und Jesse muss pro Woche drei Filme, die sein Vater aus­sucht mit ihm gemein­sam anse­hen. Der Junge ist zutief­st ver­wirrt von diesem Ange­bot und willigt natür­lich sofort ein. Damit begin­nt für Vater und Sohn ein ganz neues Kapi­tel in ihrer Beziehung.  Plöt­zlich ver­brin­gen sie extrem viel Zeit miteinan­der. Zeit, in der sie ganz ohne Druck ein­er­seits der gle­ichen Filmhand­lung zu fol­gen ver­suchen, sich darüber aus­tauschen, einan­der den jew­eili­gen Blick­winkel näher brin­gen, ander­er­seits aber auch über viele wirk­lich wichtige Dinge ins Gespräch kom­men. Auch wenn David Gilmour seinen Sohn längst nicht für alle Filme im gewün­scht­en Maße begeis­tern kann, so ver­mit­telt er ihm doch einen beson­deren Blick für Details und grundle­gende Ken­nt­nisse der Filmgeschichte. Er als zur Zeit arbeit­slos­er Filmkri­tik­er im Kar­ri­eretief bekommt durch Jesse die direk­te Rück­mel­dung eines ein­fachen Zuschauers und lernt so eben­falls Wesentlich­es dazu. Das „Abfall­pro­dukt“ der ganzen Aktion ist wach­sendes  Ver­trauen zwis­chen Vater und Sohn. In einem Alter, in dem junge Män­ner nor­maler­weise extrem unzugänglich sind, öffnet Jesse sich seinem Vater und lässt ihn teil­haben an seinen ersten, unglück­lichen Liebes­beziehun­gen, an seinen Träu­men wie an seinen Selb­stzweifeln. David Gilmour genießt die Nähe zu seinem Sohn, ist aber sehr unsich­er, was seine Erziehungsmeth­ode ange­ht. Was, wenn er seinem Sohn ger­ade ges­tat­tet, sein Leben direkt vor die Wand zu fahren? Es gibt Erfolge und schwere Rückschläge, Begeis­terung aber auch harte Dro­gen und immer wieder Filme, Filme, Filme… 

Das Exper­i­ment gelingt. Es zeigt aber, dass man seinen Platz im Leben keineswegs auf dem direk­ten Weg find­en muss – oder kann?- und dass Erwach­sen­wer­den nicht unbe­d­ingt mit dem Alter zu tun hat. 

Es ist schw­er sich dieser berühren­den Geschichte zu entziehen, aber richtig großar­tig wird sie erst, wenn man die nöti­gen Filmken­nt­nisse mit­bringt. Die Beschrei­bung, Einord­nung und Analyse der aus­gewählten Filme nehmen einen bre­it­en Raum in dem Roman ein. 

Teil­weise macht das Neugierig auf unbekan­nte Streifen, regt vielle­icht auch an, den einen oder anderen Film noch ein­mal anzuse­hen, es kann aber auch manch­mal ein­fach lang­weilig sein, wenn man wie ich sehr wenig Ahnung vom Kino hat. 

2 Kommentare zu „Unser allerbestes Jahr von David Gilmour“

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