Jacob beschließt zu lieben von Catalin Dorian Florescu

Anstatt an seinem oft einsamen, armen, von zahlreichen Schicksalsschlägen, Lieblosigkeit, Verrat und Vertreibung geprägten Leben zu verzweifeln, lacht Jacob es an, lacht aus vollem Herzen und liebt das Leben auf so zärtliche Weise, dass er scheinbar ganz leicht hindurch gleitet.

Jacob Obertin wird in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in eine deutschstämmige Bauernfamilie im rumänischen Banat hineingeboren, zu einer Zeit als noch Rumänen, Serben, „Schwaben“ und Zigeuner diesen Landstrich bevölkern und friedlich nebeneinander her leben können. Die Eltern lehnen den kleinen, schwächlichen Jungen von Beginn an ab, die Klassenkameraden schneiden ihn und der Vater verrät ihn schließlich sogar. Allein sein Großvater und die Zigeunerin Ramina geben Jacob Halt, Zuneigung und viele, viele Geschichten, von denen er in schwierigen Situationen zehren kann. Der Großvater erzählt ihm von den Vorfahren, die aus Lothringen den gefährlichen Weg über die Donau in ein gelobtes Land antraten, das sie erst urbar machen mussten. Mit Tatkraft und Ideenreichtum wurden sie zu Helden des Dorfes, die noch immer von allen Deutschen dort verehrt werden. Raminas Geschichten sind dagegen voll von Geistern, Zauber und Wundern und erschaffen für Jacob eine neue Welt, in der er wichtig und geborgen ist, wie an ihrem großen Busen wenn sie ihn beim Erzählen fest in den Armen hält.

Florescus farbenfroh, vielfältig und phantasievoll erzählter Roman ist ein einziges großes Lesevergnügen und gibt wie nebenbei einen geballten Überblick über die Geschichte Zentraleuropas vom Dreißigjährigen Krieg bis in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Trotz des schwierigen Themas ist „Jacob bescließt zu lieben“ ein ausgesprochen optimistisches und erfrischendes Buch, das mich nachhaltig begeistert.

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