Souvenirs von David Foenkinos

Ein junger Mann, dessen Namen wir nicht erfahren, tritt die Stelle als Nachtportier eines Pariser Hotels an, um neben finanzieller Unabhängigkeit und einem einigermaßen geregelten Arbeitsrhythmus die nötige Inspiration für seinen ersten Roman zu bekommen.
Seine nächtlichen Schreibversuche erweisen sich bei Tageslicht jedoch sämtlich als unbrauchbar und die erhofften spannenden Begegnungen oder wenigstens Flirtmöglichkeiten bleiben auch aus. Stattdessen geht plötzlich in seiner ewig langweiligen Familie alles drunter und drüber. Als sein Großvater stirbt, wird seine Großmutter in ein Altenheim umgesiedelt, seine Mutter flüchtet sich auf Reisen und sein Vater ist mit der ganzen Situation überfordert. Dann verschwindet plötzlich die Großmutter aus dem Heim und der junge Mann begibt sich auf eine abenteuerliche Suche, findet seine Oma und hilft ihr, einen unerfüllten Kindheitstraum zu verwirklichen. Bei dieser Gelegenheit begegnet ihm die lang ersehnte große Liebe und zum guten Schluss begreift er, dass der Stoff für seinen Roman die ganze Zeit direkt vor ihm lag.
Diese turbulente Rahmenhandlung ist durchsetzt mit zahllosen Erinnerungen der verschiedensten Personen, die die Geschichte ergänzen, erklären, begleiten, kommentieren oder manchmal auch abrupt unterbrechen. Dabei kommen sowohl die nächsten Angehörigen des Ich-Erzählers zu Wort als auch wie zufällig in der Geschichte auftauchende Passanten, Nebendarsteller oder berühmte Persönlichkeiten, die ihm beim Erzählen gerade in den Sinn kommen.
Wie beim Wühlen in einer Schatzkiste fördert David Foenkinos lauter kleine und große Juwelen zutage und streut sie in seinen Roman. Dadurch gewinnt der Leser einerseits immer wieder ein wenig Abstand von der gegenwärtigen Handlung, andererseits beginnt er über den Wert und das Wesen der Erinnerung an sich nachzudenken.
In einem Erzählton zwischen Komik und Melancholie gelingt Foenkinos eine sehr nachhaltige, lebensnahe Geschichte, die sich auch an den ernsten Stellen locker lesen lässt.

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