Das Stockholm Oktavo von Karen Engelmann

Unsichere Zeiten verführen auch die Mächtigen, sich die Karten legen zu lassen und so blüht, als im Jahr 1789 in Frankreich die Revolution ausbricht, das Geschäft von Madame Sofia Sparv, die in Stockholm einen exklusiven Spielsalon führt. Sowohl ihr langjähriger Freund König Gustav III., der um seine Macht bangen muss, als auch sein jüngerer Bruder Herzog Karl, der eben genau danach schielt, suchen heimlich den Rat der stadtbekannten Seherin. Während sich an den Spieltischen des großen Salons mehr oder weniger zwielichtige Gestalten aus allen Gesellschaftsschichten tummeln und nach Vergnügen und Reichtum streben, versucht Madame Sparv im Hinterzimmer die Karten der Macht nach ihren Vorstellungen zu mischen und zu entschlüsseln. Sie legt ihren bevorzugten Kunden das Oktavo, das sind acht von ihnen jeweils selbst gewählte Karten, die dem Suchenden offenbaren sollen, wie bestimmte Personen sein Schicksal beeinflussen. Dazu muss er allerdings erkennen, wer hinter welcher Karte steckt…
Karen Engelmann gelingt es in diesem außergewöhnlichen Roman, die Atmosphäre, die Umgangsformen, die gesellschaftliche und politische Situation im Schweden des ausgehenden 18. Jahrhunderts sehr eindringlich zu beschreiben. Dabei erzählt sie so spannend und unterhaltsam aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen, dass man zahlreiche Details der Kartomantie, der Fächerherstellung oder der Pharmazie genauso aufmerksam verfolgen mag wie die hinterhältigen Intrigen im Kampf um Macht und Einfluss.
Ein schön gestalteter, wirklich lesenswerter historischer Roman. IR

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