Lebensstufen von Julian Barnes

„Man bringt zwei Dinge zusam­men, die vorher nicht zusam­menge­bracht wur­den, und die Welt hat sich verän­dert. Vielle­icht merken die Men­schen es nicht gle­ich, aber das ist egal. Die Welt hat sich trotz­dem verän­dert.“ So begin­nt dieser schmale, gle­icher­maßen unter­halt­same wie tief­gründi­ge Band, in dem Julian Barnes auf ein­ma­lige Weise die Welt erk­lärt. In diesem ersten von drei Abschnit­ten stellt er drei sehr unter­schiedliche Per­so­n­en vor, die sich der Bal­lon­fahrt zuwen­den und damit den Weg des Men­schen in die Luft fes­ti­gen. Ein­er von ihnen ist Fotograf, der erste, der Bilder aus der Höhe aufn­immt und der Men­schheit so eine völ­lig neue Per­spek­tive eröffnet.
Im zweit­en Abschnitt richtet der Autor unseren Blick auf das Leben „in ebe­nen Bah­nen“. Hier lässt er die Bal­lon­fahrer zusam­men­tr­e­f­fen. Sie erken­nen, dass der Schritt in eine Liebes­beziehung genau­so ein Wag­nis darstellt wie ein Bal­lon­start, die Tren­nung so fol­gen­schw­er sein kann wie ein Absturz. Lit­er­atur, Mytholo­gie und Reli­gion liefern dem Autor reich­lich inter­es­sante Ergänzun­gen. Alles zusam­men ver­ar­beit­et er zu einem kurzweili­gen Text und ein­er soli­den Grund­lage an Erfahrun­gen, Bildern und Beispie­len für das neu Zusam­men­fü­gen wie auch das Tren­nen von Din­gen oder Men­schen. In der Wis­senschaft funk­tion­iert das eben­so wie in der Liebe, mit der Tren­nung funk­tion­iert es genau­so wie mit dem Zusam­men­brin­gen. Bei­des kann ger­adezu wel­ter­schüt­ternd wirken.
Im drit­ten Abschnitt über den „Ver­lust der Tiefe“ set­zt Julian Barnes sich schließlich mit der endgülti­gen Tren­nung von geliebten Men­schen auseinan­der. Vier Jahre vor der Nieder­schrift dieses Buch­es ist seine Frau, mit der er 30 Jahre zusam­men war, gestor­ben. Er berichtet also aus und über eigene Erfahrung, bietet aber auch Ver­gle­iche zu anderen Per­so­n­en, Zeital­tern, Kul­turkreisen etc. So gelingt ihm eine sehr umfassende Beschrei­bung und Erk­lärung der ver­schiede­nen Aspek­te und Aus­prä­gun­gen von Trauer und der Reak­tio­nen, die sie her­vor­ruft. All dies schreibt er gle­ichzeit­ig sach­lich und bewe­gend mit „ern­sthafter Leichtigkeit“ und Präzi­sion – ein­ma­lig!
Julian Barnes erre­icht mit diesem Text eine Tiefe, die ihres­gle­ichen sucht. IR

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