Sungs Laden von Karin Kalisa

Sungs Laden von Karin Kalisa Alles begin­nt mit ein­er »weltof­fe­nen Woche«, die der Direk­tor ein­er Berlin­er Grund­schule im Bezirk Pren­zlauer Berg mit­ten in der Adventszeit kurzfristig aus­ruft. Da in dieser Zeit ohne­hin die Schulzeit schon voll ist mit Son­der-Aktio­nen wie basteln, Kekse back­en, The­aterbe­suche etc., beschließt man, das Ganze ein­fach zu hal­ten und aus jed­er Klasse die Kinder mit Migra­tionsh­in­ter­grund zu bit­ten, ein Kul­turgut aus ihrem Heimat­land bzw. dem Heimat­land der Eltern/Großeltern mitzubrin­gen und etwas dazu zu erzählen. Mit diesem Auf­trag kommt auch der kleine Minh, Sohn von Sung, dem Ladenbe­sitzer, nach Hause. Da der Vater eben­falls rat­los ist, schickt er Minh weit­er zur Groß­mut­ter, und so holt diese nach langer langer Zeit wieder ein­mal die hölz­erne Glieder­puppe her­vor, die sie damals fast als einziges Besitz­tum aus Viet­nam mit in die DDR gebracht hat. Am fol­gen­den Tag geht Minh also in Begleitung sein­er Groß­mut­ter Hien und ein­er lebens­großen Holzpuppe zur Schule. Während der Ver­anstal­tung erzählt Hien mit Hil­fe der Puppe eine Zusam­men­fas­sung ihrer eige­nen Geschichte. Dies macht sie so ein­drucksvoll, dass nicht nur die Schüler geban­nt lauschen, son­dern auch die Lehrerin­nen auf sie aufmerk­sam wer­den. Und so kommt es, dass die ältere Frau, die seit Jahrzehn­ten im Hin­terz­im­mer des Geschäftes lebt, das vor­mals ihrem Mann und nun ihrem Sohn gehört, in den fol­gen­den Tagen mehrfach Besuch bekommt von Lehrerin­nen. Ins­beson­dere ein­er Kun­stlehrerin haben es die hölz­er­nen Pup­pen ange­tan. Mit Hil­fe von Hien und einem anderen viet­name­sis­chen Ein­wan­der­er schafft sie es in kurz­er Zeit, für eine Protes­tak­tion vor der Schule mehrere dieser beson­deren Pup­pen anzufer­ti­gen.
Die Protes­tak­tion wiederum find­et soviel Aufmerk­samkeit im Vier­tel und in den Medi­en, dass dadurch auch die Nach­frage nach solchen Pup­pen steigt. Gle­ichzeit­ig merken aber auch immer mehr Berlin­er, wie prak­tisch im Som­mer die leichte viet­name­sis­che Klei­dung und die Kegel­hüte sind. So verän­dert sich nach und nach das Erschei­n­ungs­bild des Vier­tels, immer mehr viet­name­sis­che Pro­duk­te tauchen auf, leichte Bam­bus­brück­en verbinden Gebäude und ver­schwinden wieder, Viet­name­sen ler­nen nach Jahren in Deutsch­land endlich die deutsche Sprache und immer mehr Deutsche ver­suchen sich im Viet­name­sis­chen. Lange nach­dem die ehe­ma­lige DDR viet­name­sis­che Arbeit­er ins Land geholt hat, wach­sen nun endlich auch die Men­schen ein wenig enger zusam­men und begin­nen, sich gegen­seit­ig ken­nen­zuler­nen und anzunehmen.
Diese wun­der­schöne Buch ist eine Utopie über das Zusam­men­leben unter­schiedlich­er Kul­turen und wie es sein kön­nte, wenn wir nur alle woll­ten. Es liest sich leicht und unbeschw­ert, genau­so wie dieser Som­mer im Vier­tel Pren­zlauer Berg auch zu sein scheint. Ein herz­er­wär­mender, humor­voller Roman, der uns allen zeigt, was sich mit ein biss­chen mehr Kom­mu­nika­tion, weniger Bürokratie und natür­lich viel Ver­ständ­nis füreinan­der alles tun kön­nte.

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