Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer von Alex Capus

Durch eine erfun­dene zufäl­lige Begeg­nung auf­dem Haupt­bahn­hof Zürich im Novem­ber 1924verknüpft Alex Capus die Lebenswege sein­er dreisehr unter­schiedlichen, aber selb­stver­ständlich historischverbürgten Haupt­per­so­n­en Emile Gilliéron,Laura d’Oriano und Felix Bloch. Mehr habendie drei auf den ersten Blick nicht miteinan­derzu tun. Fol­gen wiraber Alex Capus durchdiese so unterschiedlichenBiographien,kommen zwis­chen vie­len­in­ter­es­san­ten Fak­te­naus sehr ver­schiede­nen­Wis­sens­ge­bi­eten, span­nen­denGeschicht­e­nund kühnen Träumeneinige grundle­gen­deGe­mein­samkeit­en zumVorschein. Alle haben­sie ein ganz bürgerlichrechtschaffenesBild ihrer Zukun­ft und einen klaren­Weg dor­thin vor Augen, dem sie unbeir­rt nachgehen.Trotzdem lan­den alle drei an einem Punkt,wo sie niemals hin wollten.Am auf­fäl­lig­sten ist diese Entwick­lung bei FelixBloch, der als junger Mann das vom Vater so sehremp­foh­lene Maschi­nen­baus­tudi­um ver­weigert, umnur ja nicht in irgen­dein­er Weise der ger­ade ver­s­tummtenKriegs­maschiner­ie zuzuar­beit­en. Stattdessenbeschäftigt er sich, allein um ihrer Schön­heitWillen, mit Atom­mod­ellen, wird schnell zueinem Experten dieser neuen Diszi­plin und lan­detschließlich ohne jede böse Absicht in Los Alamos,wo er Robert Oppen­heimer beim Bau der Atombombeunterstützt.Laura d‘Oriano erken­nt irgend­wann, dass ihreS­timme doch nicht für die angestrebte, große Sängerkar­ri­er­ere­icht, übernimmt eine Musikalien­hand­lun­gund wird eher verse­hentlich, über gele­gentlicheAuftritte vor Sol­dat­en, zur Spi­onin. Dass siedie Trag­weite ihres Tuns überhaupt erfassen kann,bleibt unwahrschein­lich, da sie ver­mut­lich nicht ein­malah­nt, wie wichtig harm­lose, kleine Detail­in­for­ma­tio­nenin diesem großen Krieg wer­den können.Emile Gilliéron will ein­fach nur ein Grundstückin seinem Heima­tort Vil­leneuve am Gen­fersee bewirtschaften,für das er sich nach dem Kun­st­studi­um­aber erst Geld ver­di­enen muss. Als Hil­f­sze­ich­n­er bei­Hein­rich Schlie­manns Aus­grabun­gen in Tro­ja kan­ner sich gar nicht dage­gen wehren, zum Erfind­er ein­er­an­tiken Hochkul­tur zu wer­den, die wir heutenoch in den Museen bestaunen.Alex Capus, der immer unge­mein gründlich recherchiert,schreibt mit solch­er Leichtigkeit und solch­feinem Humor, dass diese wirk­lich her­vor­ra­gende, lock­ere­Un­ter­hal­tung zu ein­er ungewöhn­lichen, sehrin­for­ma­tiv­en Geschicht­slehrstunde wird. IR

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