Die Mittelmeerreise von Hanns-Josef Ortheil

Nach der »Mosel­reise« und der »Berlin­reise« legt Hanns Josef Ortheil nun sein drittes Werk vor, dass eine sein­er Jugen­dreisen, die er gemein­sam mit seinem Vater unter­nahm, in ein­er Roman­bi­ografie ver­ar­beit­et.
1967 brechen der 16 jährige Hanns-Josef und sein Vater gemein­sam von Antwer­pen aus zu ein­er Reise auf einem Frachtschiff übers Mit­telmeer auf. Hanns-Josef erzählt aus der Ich-Per­spek­tive und schreibt von seinem Vater als „Papa“. Die bei­den machen dies nicht zum ersten Mal, es ist auch nicht ihre erste Schiff­s­reise, aber die erste Reise auf hoher See, und bei­de haben einen gehöri­gen Respekt vor dem riesi­gen Frachtschiff, diesem 100 Meter lan­gen Ungetüm. Schon die sehr schmale und schaukel­nde Hänge­brücke, über die sie nicht nur gehen, son­dern auch ihr Gepäck tra­gen müssen, stellt eine wirk­liche Her­aus­forderung da.
„Papa und ich standen am Fuß der Gang­way und kamen nicht voran. Die bei­den Kof­fer und Ruck­säcke warteten ängstlich, klein­laut und zusam­mengeschrumpft neben uns, es hätte mich nicht gewun­dert, wenn sie vor lauter Furcht die Kurve gekratzt und ein­fach geflo­hen wären.“
Die bei­den kom­men selb­stver­ständlich wohlbe­hal­ten an Bord. Hans-Josef beobachtet und reflek­tiert. Er lernt Men­schen wie aus ein­er anderen Welt ken­nen. Den Kapitän, die Besatzungsmit­glieder, eine junge Griechin… Er denkt über das Leben nach, und was wirk­lich wichtig ist: Alte Schriften (die bei­den ver­brin­gen viel Zeit in der Bib­lio­thek), das Klavier­spie­len oder etwa die Songs der Bea­t­les?
Hans-Josef Ortheil beschreibt seine Erleb­nisse in Roman­form, aber er fügt eigene Aufze­ich­nun­gen aus 1967 hinzu. Auch der Vater kommt in seinem Tage­buch zu Wort, und bietet eine weit­ere Per­spek­tive.
Kaum etwas bes­timmt unser Leben so, wie das Ver­hält­nis zu unseren Eltern und unseren Kindern.
Dass ein Schrift­steller mit der erzäh­lerischen Kraft von Hans-Josef Ortheil etwas über die Erleb­nisse mit seinem Vater schreibt, hat mich von Anfang an fasziniert. Ich bekam viele lohnende Ein­blicke und Gedanken und erlebte eine wun­der­schöne Zeit, während ich dieses Buch las. Und dies ist doch ein­er der wichtig­sten Gründe, warum wir lesen. MR

©Buch­hand­lung Paff OHG

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