Wir von der anderen Seite von Anika Decker

Rahel Wald wacht im Kranken­haus auf und
wun­dert sich, wem der dünne Arm mit der
knochi­gen Hand auf ihrem Bett gehört. Und
warum ste­ht ihre ganze Fam­i­lie um sie herum,
sog­ar ihr Brud­er Juri, obwohl der doch
in Ameri­ka wohnt? Und war sie nicht vorhin
schon ein­mal wach? Komisch alles…
Nach und nach wird Rahel klar, dass sie nicht
etwa – wie zuerst angenom­men – nach ein­er
Nieren­stein-OP erwacht ist, son­dern dass sie
län­gere Zeit im Koma lag und zwis­chen Leben
und Tod schwebte. Diese an sich erschreck­ende
Botschaft und auch die darauf fol­gen­den
Erk­lärun­gen, wie es dazu kom­men kon­nte, ver­packt
die Autorin Ani­ka Deck­er so geschickt
in iro­nisch-bis­si­gen Gedanken der Komö­di­en-
Drehbuch-Autorin Rahel Wald, dass das Buch
trotz des schwieri­gen Th emas leicht les­bar
und oft sog­ar richtig zum Lachen ist. Wir begleit­en
Rahel auf dem Weg der Gene­sung, die
nicht nur eine kör­per­liche, son­dern auch eine
seel­is­che Heilung bedeutet für sie. Dabei gibt
es dur­chaus viele nach­den­kliche Momente,
die uns Leser sehr berühren, wie z.B. dies:
“Und plöt­zlich ste­ht er bei mir im Zim­mer,
mein Held. In seinen Straßen­klam­ott en sieht
er ganz nor­mal aus, nie­mand würde ahnen,
dass er dem Tod täglich ins Gesicht sieht. Dieser
völ­lig nor­mal ausse­hende Mann in Jeans
und Fusselpul­li hat mir das Leben gerett et,
ich fi nde das unvorstell­bar. Bei einem anderen
Arzt wäre ich vielle­icht gestor­ben. Wie fein
die Lin­ie zwis­chen Licht und Dunkel­heit ist.”
Doch diese sind immer wieder unter­brochen
von witzi­gen Beobach­tun­gen oder Erleb­nis­sen
mit Mit­pa­tien­ten. Beson­ders liebenswert
ist dabei das Eich­hörnchen, das
wir vom Buch­cov­er bere­its ken­nen: “Der
Medika­menten­wahn hat immer­hin auch
seine guten Seit­en. Ich kneife die Augen
zu und sehe ein putziges Eich­hörnchen,
das mir zuwinkt wie in einem Dis­ney­fi lm.
Wie süß! Wie ist denn das hier­hergekom­men?
Ich würde es gerne stre­icheln.”
Da die Drehbuch-Autorin Ani­ka Deck­er
(“Traum­fr auen”, “High Soci­ety”,
Keinohrhasen” etc.) selb­st ähn­liche Erfahrun­gen
gemacht hat, ist dieses Buch zum
Teil auto­bi­ographisch. Man merkt ihr an,
dass sie weiß, worüber sie schreibt und dass
es nicht nur um eine schnell hinge­wor­fene
Komödie ging, son­dern um ein Buch, das
berührt und dur­chaus auch nicht mit Kri­tik
am Gesund­heitssys­tem spart. Eine tolle Lek­türe,
die Spaß macht und Tief­gang hat. JR

2 Kommentare zu „Wir von der anderen Seite von Anika Decker“

  1. Das Buch hat mich mit geris­sen. Es war an vie­len Stellen lustig komisch, aber an vie­len Stellen hat es mir auch sehr zu denken gegeben. Die Idee kommt ja nicht von irgend­wo, son­dern hat mit der Geschichte der Autorin zu tun. Ein tolles Buch in jedem Fall, das man gerne emp­fiehlt.

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