Ralf Rothmann schreibt wie kein zweiter. Eine Kundin sagte zu mir: „Am Ende habe ich gelacht und geweint, ich muss unbedingt das nächte Buch von ihm lesen.“ Und genauso ging es mir auch. Ralf Rothmann schreibt meist über sei eigenes Leben, und dieses ist sehr interessant: Seine Eltern waren Melker auf einem Bauernhof in Norddeutschland, und als diese Arbeit zu schwer wurde, zog die Familie ins Ruhrgebiet, wo der Vater eine Arbeit unter Tage fand. Für den fünfjährigen Ralf war dieser Umzug von der ländlichen Idylle ins verrußte Ruhrgebiet ein wirklicher Schock, und auch seine Eltern wurden dort nicht wirklich glücklicher. All das thematisiert Rothmann seither in seinen Romanen, die zahlreiche Literaturpreise gewinnen konnten, und in 25 Sprachen übersetzt wurden.
Jahrgang 1953 zog er 1976 nach Berlin, um sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Er arbeitete als Koch und als Maurer. In den 80er Jahren erschien sein erster Lyrikband bei Suhrkamp. Seither veröffentlich der Suhrkamp Verlag all seine Werke. Ralf Rothmann wird von der Kritik gefeiert, blieb aber der breiten Öffentlichkeit immer eher unbekannt.
In der Nach unterm Schnee geht es um Elisabeth und Walter, die sich in den letzten Kriegsjahren kennenlernen. Der Roman selbst beginnt kurz nach Ende des Krieges: Walter arbeitet als Melker auf einem Hof bei Lübeck, und Elisabeth findet eine Anstellung in einem Offizierscasino. Ralf Rothmann beschreibt die Geschichte seiner Eltern und derem sehr einfachen Leben auf eine so grandiose Weise, dass selbst die einfachsten Dinge poetisch wirken. Ralfs Vater wird als sehr ruhiger und schöner Mann beschrieben, dem man aber immer anmerkte, dass er Erinnerungen in sich trug, der mit niemandem teilen wollte. Ralfs Mutter Elisabeth wurde in den letzten Kriegsjahren vergewaltigt, und litt zeit Lebens darunter nicht das Leben führen zu können, dass sie sich einmal gewünscht hatte. Menschliche Nähe war ihr fremd, und steht Ablenkung am liebsten. Erzählt wird die Geschchte aus der Perspektive der jüngerin Luisa, der Tochter der Inhaberin des Casinos in dem Elisabeth arbeitete. Luisa sah in der älteren, extrovertierten und patenten Elisabeth zunächst ein Vorbild, bis sie später erkennen musste, dass es doch alles nicht so einfach ist.
Ralf Rothmann erzählt eine Geschichte von einfachen Menschen auf so großartige Weise, dass sie Gestalt annehmen, und man selbst noch einmal viel über die Generation der eigenen Eltern lernt. Dinge, die längst vergessen schienen.
Die Nacht unterm Schnell ist der dritte Band einer Trilogie, die mit „Im Frühling sterben“ begann, und mit „der Gott jenes Sommers“ fortgestzt wurde. Mann muss die Trilogie nicht mit dem ersten Band beginnen, der vom jungen Walter handelt, und eher an „im Westen nichts neues“ erinnert. „Der Gott jenes Sommers“ erzählt die Geschichte der Luisa, und der aktuelle Band „die Nacht unterm Schnee“, die von Rothmanns Eltern uns seiner eigenen Jugend.
Eine unbedingte Empfehlung. Ralf Rothmanns Bücher gehören zu den besten, die ich bissher lesen durfte.