In dem kleinen, beschaulichen Dorf Unterleuten irgendwo in Brandenburg kennt nicht nur jeder jeden, sondern auch über jeden alle möglichen Geschichten. Der ‘Buschfunk’ funktioniert prächtig, die Gerüchteküche brodelt, und alle haben den Eindruck, ganz genau darüber Bescheid zu wissen, was im Dorf läuft. Aber ist das tatsächlich die Wahrheit? Solange alle Probleme, wie seit Urzeiten üblich, innerhalb der Gemeinschaft geregelt werden, mag das noch funktionieren. Als aber in direkter Nachbarschaft zu dem idyllischen Ort ein enormer Windpark gebaut werden soll, gerät das ganze Dorfgebilde aus den Fugen. Obwohl jeder einzelne nur das Beste will — die seltenen Kampfläufer schützen, die Attraktivität für Touristen wahren, die Wirtschaft des Ortes wieder ankurbeln, einen erfolgreichen Betrieb gründen, viel Geld anlegen oder einfach in Ruhe und Frieden leben — geschehen am Ende ganz schreckliche Dinge…
Unterleuten beherbergt so viele wirklichkeitsnah gezeichnete Personen, dass dieser Roman am Beispiel dieses sehr überschaubaren Ortes ein ausgesprochen differenziertes Gesellschaftsbild bietet. Indem Juli Zeh jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Dorfbewohners erzählt, zeigt sie uns zahlreiche, ganz unterschiedliche Ansichten über die fortschreitende Handlung und gewährt gleichzeitig Einblick in die verschiedensten Beziehungen, Ziele und zum Teil sehr alten, offenen Rechnungen der Unterleuter Bürger. Dabei wird deutlich, dass jeder von ihnen trotz seiner völlig harmlosen, friedlichen Absichten zum Verbrecher und “Kriegstreiber” werden kann.
“Unterleuten” ist ein bemerkenswert gut und glaubhaft geschriebener, stellenweise sehr spannender Gesellschaftsroman. Dadurch ist er für eine sehr breite Leserschaft interessant. Sowohl ‘klassische’ Romanleser und Sprachjongleure als auch Sachbuchfreunde und Politikbegeisterte kommen hier voll auf ihre Kosten. Und wer sich gerne übers Internet “anpirscht”, findet auf der Seite www.unterleuten.de neben einem genauen Ortsplan und Portraits aller Romanfiguren auch eine ausführliche Leseprobe und eine filmische Einführung durch Juli Zeh.
Dieses Buch hat mich rundum begeistert!! — Ilse R.