Offizielle Zahlen der Vereinten Nationen besagen, dass die reichsten 225 Menschen dieses Planeten genauso viel Vermögen besitzen wie der gesamte Rest der Menschheit. Weiter heißt es, dass 4 Prozent des Vermögens dieser 225 ausreichen würden, um Hunger und Not in allen Ländern erfolgreich zu bekämpfen.
Zu diesen 225 gehören auch die Eigentümer unserer Discouter-Ketten, und darum geht es in diesem Buch. Kotteder zeigt auf, dass die »billigen« Produkte dieser Discounter unserer Volkswirtschaft enorme Kosten verursachen, die wir letztlich alle zu tragen haben.
Der moderne Frühkapitalismus
Die »Billig Lüge« ist das Versprechen der Discounter, dass es ohne Einbußen an Qualität immer noch billiger gehe. Ein großer Trugschluss, meint Kotteder: »Letztlich sind es aber dann doch wir selbst, die die Kosten zahlen.« In Form von Arbeitsplätzen, die dorthin wandern, wo die Arbeit immer noch ein Stück billiger ist, in Form von Massentierhaltung und industrieller Landwirtschaft, von minderwertigen Produkten und von Arbeitsbedingungen in Drittwelt- und Schwellenländern, die dem Frühkapitalismus in nichts nachstehen.
»Brot wird heute in Rumänien, Tunesien und Bulgarien hergestellt« – so der Obermeister der Kölner Bäckerinnung, Josef Pelzer, in der ONLINE-Ausgabe des SPIEGEL. Und damit wären wir schon beim Kernproblem: Damit der deutsche Verbraucher möglichst billig einkaufen kann, ist kein Weg zu weit….
Und wie geht das mit dem Brot? Industriell gefertigte tiefgekühlte Teiglinge werden in den Aufbackstationen der jeweiligen Supermärkte fertiggebacken und vernichten dann mit ihrem Tiefpreis – da der Transport offensichtlich kaum etwas kostet – den traditionellen Bäcker.
Nirgendwo wird so wenig Geld für die Nahrung ausgegeben wie in Deutschland. Nirgendwo toben solche Rabattschlachten wie in Deutschland, besagt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts McKinsey.
Franz Kotteder beschreibt die Wechselbeziehungen in unserer Discounterökonomie äußerst kundig und sachlich. Er zeigt in seinem unbedingt lesenswerten Buch überdies Wege auf, die es uns verhindern lassen, dass wir in ca. 20 Jahren nur noch Discounter für den Einkauf und Call-Center für den Service kennen werden.
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