An einer Stelle schreibt der Autor: „1991 sagte mir Bundeskanzler Helmut Kohl: Es ist doch völlig idiotisch anzunehmen, dass die frühere DDR alles falsch und wir alles richtig gemacht hätten.“ Stern schließt dies mit der Bemerkung ab: „Eine Einstellung, die in unserer damaligen Politik verankert, manches hätte bessern können.“
Fritz Sterns Erinnerungen sind weise und entschieden im Urteil. Sie sind vor allem das Werk eines leidenschaftlichen Bürgers und Demokraten. Fünf Deutschland und ein Leben legt grandios Zeugnis ab von der Überzeugung, dass die Geschichte uns eine Lehrmeisterin sein kann für ein moralisches Leben als Bürger und als Mensch. Die »deutsche Frage« wirft ihren Schatten auf die moderne Welt: Wie war es möglich, dass eine so zivilisierte Nation für das schrecklichste Verbrechen des 20. Jahrhunderts verantwortlich wurde? In diesem Buch betrachtet der große Historiker und Friedenspreisträger Fritz Stern die Frage durch den Blick auf sein eigenes Lebens.
Er verbindet historische Erzählung, scharfsinnige Analysen und dramatische Episoden seiner Lebensgeschichte zu einem unvergelichen Portrait jener fünf Deutschland, die er selbst miterlebt hat: Weimar, das »Dritte Reich«, Bundesrepublik und DDR, das vereinigte Deutschland nach 1989.
Seine Freundschaften mit deutschen Intellektuellen und Politikern haben ihm besonders tiefe Einblicke in die Grundlegung der liberalen Demokratie eröffnet. Doch Stern zeigt auch, dass die unruhige deutsche Geschichte politische Lektionen für die Bürger überall bereithält – vor allem für solche, die der Gefahr der Tyrannei entgegentreten wollen.
Fritz Stern war es, der Margaret Thatcher 1990 davon überzeugte, dass ein vereinigtes Deutschland keine Gefahr für Europa sein. Ab 1993 war er dann Berater des amerikanischen Botschafters Holbrooke in Bonn.
Eine ebenso persönliches wie lehrreiches Werk.
Besonders das Kohl Zitat gefällt mir 🙂