Ross Wakeman ist seit dem Tod seiner Frau untröstlich und versucht ständig, in irgendeiner Form mit ihr zusammen zu kommen. Nachdem er feststellen musste, dass er offensichtlich so gut wie unsterblich ist, betätigt er sich nun als Geisterjäger, um so wieder Kontakt zu seiner geliebten Aimée aufnehmen zu können Als er eines Tages einen Job vorzeitig beendet, schlüpft er bei seiner alleinerziehenden Schwester Shelby und deren Sohn Ethan im kleinen Örtchen Comtosook in Vermont unter. Dort spielen sich merwürdige Dinge ab, da ein Bauunternehmer unbedingt ein altes Haus einreißen will auf einem Grundstück, von dem die indianischen Ureinwohner sagen, es sei ein alter Indianer-Friedhof. Als sich die paranormalen Phänomene häufen, beauftragt der Bauunternehmer Ross mit der Untersuchung der Geschehnisse – und tatsächlich geht bald darauf Ross‘ sehnlichster Wunsch in Erfüllung: endlich sieht er ein Gespenst, eine junge Frau. Doch alles kommt anders als gedacht, denn er verliebt sich in diese Frau.
Im zweiten Teil des Buches wird die Geschichte der Bewohner des besagten Hauses in Comtosook in den 1930er Jahren geschildert. Neben einer spannenden Familiengeschichte geht es hier auch um das damals in einigen Teilen der USA vorangetriebene Eugenik-Projekt – einem Programm zur Sicherung der „guten Vermonter Erbmasse“. Dabei wurden Teile der Gesellschaft, deren Gene angeblich nicht gut genug waren (also Alkoholiker, Tagediebe, Verbrecher, und natürlich auch Menschen mit dunklerer Hautfarbe) einer „freiwilligen“ Sterilisation unterzogen. Der folgende dritte Teil des Buches spielt wieder in der Gegenwart und zeigt, wie alle in den jeweiligen Handlungssträngen eingeführten Personen miteinander verwoben sind.
Jodi Picoult versteht es meisterhaft, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Neben einer schönen Ausdrucksweise haben mich auch ihre fundierten Recherchen zur eher unbekannten Eugenik-Thematik beeindruckt. Auch die Geister-Erscheinungen in ihrer Erzählung treten so auf, wie man sich Geister vielleicht wirklich vorstellen könnte – unabhängig davon, ob man überhaupt an übersinnliche Dinge glaubt oder nicht. Es handelt sich weder um blutrünstige Monster noch um alberne Poltergeister, sondern nur um schemenhafte Gestalten, welche die dichte und magische Atmosphäre des Buches nur verstärken. Neben dem „letzten Wallander“ (Henning Mankell) als gewohnt solider und spannender Abendlektüre ist dieses Buch mein absoluter Favorit in diesem Frühjahr.
Bisher keine Kommentare.