Als Ernst eines Tages nach einem geschäftlichen Treffen von einer Telefonzelle am Berner Hauptbahnhof aus seine Frau anrufen will (er ist einer
der letzten Menschen, die sich einem Handy verweigern), klingelt das Telefon in der benachbarten Zelle. Da weit und breit kein Mensch auf einen
Anruf zu warten scheint, geht er dran und antwortet auf die Frage der alten Dame am anderen Ende „Ernst, bist Du das?“ wahrheitsgemäß mit „Ja“ – auch wenn er keine Ahnung hat, mit wem er gerade spricht. Da die Dame irgendwie in Not zu sein scheint und möchte, dass besagter Ernst möglichst schnell vorbeikommt, weiß er sich nicht anders zu helfen als in dessen Rolle zu schlüpfen, sich nach der Adresse zu erkundigen und bei ihr vorbeizugehen. Dort angekommen, stellt sich heraus, dass die Dame fast blind ist und ihn weiterhin für ihren Neffen Ernst hält. Sie will ihn auch gar nicht lange aufhalten und möchte eigentlich nur schnell ein Päckchen loswerden, welches sie lange Jahre für ihren verstorbenen Mann aufbewahrt hat. Doch nun kommen manchmal so komische Männer und stellen unangenehme Fragen, und da wäre es wohl besser, das Päckchen sei nicht bei ihr. Was darin sei, wisse sie selbst nicht. Verdattert nimmt Ernst das Päckchen an sich. Zu Hause angekommen, packt er es vorsichtig aus und stellt zu seiner Überraschung fest, dass es ein uraltes, vermutlich extrem wertvolles Buch enthält, was er als Bibliothekar sofort erkennt. Und schon steckt er mitten in einer rätselhaften Geschichte, die ihn völlig gefangen nimmt, ebenso wie uns Leser. Wie auch schon Franz Hohlers letztes Buch (Gleis 4) beginnt dieser Roman mit einem unglaublichen Zufall, der eine Kette von Ereignissen nach sich zieht. Verwoben in eine kurzweilig und spannend zu lesenden Geschichte ist auch in diesem Buch wieder viel Historie zu finden, diesmal mit einer ganz eigenen Handlung rund um das verschollen geglaubte alte Buch. JR

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